Burnout-Prävention
Es ist uns vollkommen bewusst, dass wir unseren Körper bis ins hohe Alter gesund und leistungsfähig halten möchten und wir wissen meist genau was wir dafür tun müssen. Zwischen all dem eifrigen Machen vergessen wir jedoch oft, dass zu ganzheitlicher Gesundheit und Wohlbefinden noch so viel mehr gehört. Wir müssen uns Pausen zugestehen und uns selbst bewusst machen, was uns einen Ausgleich schafft. Nur wer sich Phasen der Erholung gönnt, kann auch dauerhaft leistungsstark seinen (Arbeits-) Alltag bestreiten.
So wie wir an einem gesunden Körper arbeiten, so sollten wir auch für einen gesund Geist sorgen und unsere Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit) gezielt stärken. Unser Alltag hat sich verändert und fordert eine Menge von uns ab. Wir stehen oft unter Zeitdruck, sind immer erreichbar und unsere Ansprüche an uns selbst werden immer höher.
„Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause.“ Elizabeth Barrett Browning
Was ist ein Burnout?
Die Entstehung von Burnout
Für den Begriff Burnout gibt es in der Fachliteratur keine einheitliche Definition. Erklärt werden kann Burnout als eine Stressverarbeitungsstörung durch Fehlbelastungen.
Oder anders formuliert, handelt es sich bei Burnout um einen Zustand von emotionaler und körperlicher Erschöpfung durch dauerhaft empfundene Belastung und Überforderung. Das ICD-10 (anerkanntes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen) führt hierzu das „Ausgebrannt sein“ auf.
Nicht jeder erleidet bei einer empfundenen hohen Stresssituation sogleich einen derartigen Erschöpfungszustand. Burnout wird durch zwei verschiedene Faktoren verursacht und begünstigt. Zum einen müssen gewisse individuelle (innere und persönlichkeitsabhängige) Faktoren wie hohe Erwartungen an sich selbst, starker Ehrgeiz und Engagement, ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung oder die eigenen Bedürfnisse unterdrücken, gegeben sein. Zum anderen müssen gewisse äußere Faktoren vorhanden sein. Zu den äußeren Faktoren (auch arbeitsplatz- und umweltbedingte Faktoren genannt), zählen zum Beispiel eine hohe Arbeitsanforderung, hoher Zeitdruck, fehlende soziale Unterstützung, Mobbing, mangelnde Entscheidungsfreiheit, wachsende Verantwortung fehlende Ressourcen (Finanzmittel, Wissen, Personal), schlechte Teamarbeit, ein schlechtes Arbeitsklima oder eine schlechte Arbeitsorganisation. Diese individuellen Faktoren treffen auf diese bestimmten äußeren Faktoren und Arbeitsbedingungen und stehen in Bezug zueinander. Es entwickelt sich ein sogenannter psychischer Stresszirkel (von Brühlmann). Hohe Anforderungen von außen treffen auf eine hohe Selbstanforderung.
Verlauf des Burnout-Syndroms, nach Freudenberger und North:
Point of no return
Es gibt einen Punkt, an dem du scheinbar nicht zurückkommst, du völlig die Kontrolle verlierst und etwas Fremdes dich einnimmt. Wo bist Du? Im Rahmen unserer Zusammenarbeit finden wir einen Weg der Umkehr!
Auswirkungen von Burnout auf die Gesundheit
Burnout-Symptome sind sehr vielfältig und unterschiedlich. Sie äußern sich grundsätzlich auf drei verschiedenen Ebenen: Emotional, psychisch und in der geistigen Leistungsfähigkeit, können aber auch in Form psychosomatischer Beschwerden (seelische Belastungen, die zu körperlichen Beschwerden führen) auftreten.
Jeder Betroffene zeigt ein sehr individuelles Muster von Symptomen und Beschwerden. Da ein Burnout in verschiedenen Phasen verläuft, verändern sich diese im weiteren Verlauf, abhängig von der jeweiligen Phase der Erkrankung. Insgesamt können beim Burnout mehr als 160 verschiedene Beschwerden auftreten. Auf emotionaler Ebene stellt sich ein Gefühl der Hilflosigkeit und Verzweiflung ein. Die Betroffenen empfinden Angst, Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und das Selbstwertgefühl sinkt immer weiter. Die Betroffenen sind nicht mehr in der Lage abzuschalten und zu entspannen. Je nach Persönlichkeitstyp kann sich diese emotionale Belastung anstatt in depressiven Verhaltensweisen aber auch in aggressiv- emotionalem Verhalten auswirken. Dies äußert sich oft in Schuldzuweisungen nach außen (an Kollegen/Vorgesetzte), Zorn, schnelle Reizbarkeit und häufigen Konflikten im Umfeld. Auch die kognitive Leistungsfähigkeit (die Leistung unseres Gehirns) nimmt bei einem Burnout ab. Die Konzentrations- und Merkfähigkeit nimmt ab, die Kreativität schwindet und es wird immer schwieriger komplexe Aufgaben zu lösen und wichtige Entscheidungen zu treffen. Unter all dieser emotionalen und psychischen Anspannung schüttet der Körper kontinuierlich Stresshormone aus.
Die Aktivierung des sympathischen Nervensystems (ein Teil des vegetativen Nervensystems) wirkt auf verschiedene Organe und sorgt für eine erhöhte Leistungsfähigkeit und Energiebereitstellung in unserem Körper. Bei unseren Vorfahren war dies sehr sinnvoll und diese überschüssige Energie war lebensnotwendig und konnte durch das Jagd- oder Fluchtverhalten angemessen abgebaut werden.
Heutzutage müssen wir unsere Nahrung nicht mehr jagen und finden oft auch sonst keine Möglichkeit diese freigesetzte Energie wirklich abzubauen. Die Folge sind Dysbalancen zwischen Anspannung und Entspannung. Hierdurch entstehen sogenannte psychosomatische Beschwerden wie Kopf- und Rückschmerzen, Muskelverspannungen, Bluthochdruck, Übelkeit und Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden und Herzrasen sowie Schwächung des Immunsystems. Burnout stellt ein hohes Risiko für weitere psychische oder körperliche Erkrankungen dar und kann in Depressionen führen.
Statistik
Im Kreis der gesetzlich Krankenversicherten resultieren für das Jahr 2021 ca. 194.000 Burnout-Betroffene mit zusammengerechnet 4,8 Millionen Krankheitstagen. In der Zwischenzeit zählt das Erschöpfungssyndrom als eine der Hauptursachen für Arbeitsunfähigkeit. Vormals wurde diese Diagnose als „Modeerscheinung“ diskutiert. Definiert wird dieser Krankheitszustand als totaler körperlicher und geistiger Erschöpfungszustand. Bisher galt die Eingliederung in die Diagnosegruppe Z73 „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ (ICD-10). Mit dem überarbeiteten ICD-11 (01. Januar 2022) gilt ein Burnout eindeutig als Syndrom aufgrund von „Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann“ (Statista, 2023).
Eigenverantwortung und Verantwortung für Mitarbeiter:innen
Aus meiner Sicht sind Eigenverantwortung sowie die Verantwortung gegenüber eigenen Mitarbeiter:innen bei diesem Thema essenziell. Jeder Mensch und jede Organisation kann erfolgreich und gleichzeitig gesund sein! Es ist jedoch wichtig, einen Ausgleich, einen guten Umgang miteinander sowie die richtigen Tätigkeiten zu finden. Jede Person ist ein Individuum - Bedürfnisse und Ressourcen sind entsprechend unterschiedlich. Häufig beginnt das Thema Work-Life-Balance bei Bewusstsein. Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie etwas ändern können, stecken fest in alten Strukturen, Verhaltens- und Denkweisen.
Betriebliches Gesundheitsmanagement und gesunde Arbeit
Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagement existieren zwei (scheinbar) gegensätzliche Perspektiven: die der Unternehmer:innen und die der Mitarbeiter:innen. Beide Sichtweisen auf das Thema können kritisch sein - geschäftsleitende Personen denken, dass betriebliches Gesundheitsmanagement teuer und aufwendig ist und ausführende Menschen denken, dass sie unter diesem Thema mehr leisten müssen.
Hierzu gibt es Gegenargument - wir können gesund und gleichzeitig erfolgreich sein! Der Fokus auf die individuelle Person ist dabei essenziell. Menschen verbringen sehr viel Zeit auf der Arbeit, sind wichtige Ressource für ein Unternehmen. Wird eine Mitarbeiterin krank, ist das ein persönliches Schicksal und gleichzeitig teuer für die Organisation. Weshalb dann nicht mehr über Work-Life-Balance, Resilienz, Stressmanagement lernen und den Menschen die Chance geben ihr Potential auszuschöpfen? Die Investition ist es wert!
Was ist Stressmanagement
Unter Stressmanagement (auch Coping genannt) versteht man verschiedene Methoden und sogenannte Bewältigungsstrategien, um belastenden Stresssituationen entgegenzuwirken.
Das Ziel ist es Stress und Anspannung zu verringen (kurzfristige Entspannung) und auf Dauer auch ganz abzubauen (langfristige Entspannung). Stressmanagement arbeitet mit Methoden, um den inneren und äußeren Belastungen besser Stand zu halten. Es geht darum, die Widerstandsfähigkeit und die eigenen Ressourcen (Kompetenzen) aufzubauen, um die emotionale, psychische und körperliche Gesundheit wiederherzustellen und zu erhalten.
Der Psychologe Gert Kaluza hat die Bewältigungsstrategien in drei verschiedenen Gruppen unterteilt. Er definierte die folgenden drei Begriffe: Instrumentelles Stressmanagement, mentales Stressmanagement und palliativ- regeneratives Stressmanagement.
- Das instrumentelle Stressmanagement richtet sich gezielt an die Beeinflussung der Stressoren (Stressfaktoren) im Außen und empfiehlt Maßnahmen wie Aufgaben abgeben und delegieren, sich Unterstützung suchen und Prioritäten zu setzen.
- Das mentale Stressmanagement setzt sich mit den eigenen stressverstärkenden Gedanken und Einstellungen auseinander und will diese bewusst machen, um stattdessen unterstützende und hilfreiche Denkweisen zu entwickeln.
- Beim palliativ-regenerativem Stressmanagement geht es darum, sich selbst genug Pausen einzuräumen und durch Sport, Ernährung, Entspannungstraining und ausreichend Schlaf einen Ausgleich zu schaffen und sich genug Zeit für Erholungsphasen einzuräumen.
Weiterführende Themen: